Wir helfen afghanischen Minenopfern
Was passiert, wenn ein Lehrer am Weg zur Schule verunglückt und seither körperlich schwer beeinträchtigt ist? Er erlebt ein schweres Trauma. In Österreich wird er von einem gut geknüpften sozialen Netz aufgefangen und vielfältige Hilfestellung bekommen. Doch wie ergeht es einem verunglückten Lehrer in Afghanistan?

Bei Sayed Sultan aus dem Dorf Jamarj-e-bala war es ein einziger Schritt, der all seine Pläne und Träume zunichtegemacht hat. Auf dem Weg zur Schule trat er vor einigen Jahren auf eine Landmine. Die heftige Explosion zerfetzte seinen rechten Unterschenkel, der amputiert werden musste. Ein langer Spitalsaufenthalt und fehlende Mobilität kosteten ihn seine Lehrerstelle. Als der Stumpf endlich verheilt war, erhielt Herr Sultan eine Prothese und wurde in sein abgelegenes Dorf zurückgeschickt – ohne adäquate physische und psychologische Nachbetreuung. Nicht einmal eine ihm zustehende monatliche Entschädigung von umgerechnet rund 12 € bekam er ausbezahlt, da er in Jamarj-e-bala keine Möglichkeit zur Antragstellung hatte!
Mit der Zeit verformte sich die Prothese und verursachte immer quälendere Schmerzen, die jede Arbeit unmöglich machten. Doch der weite, schwer passierbare Weg zur nächstgelegenen Prothesenwerkstatt in der Provinzhauptstadt Faizabad war für ihn alleine nicht bewältigbar. So war er durch die Invalidität ans Haus gekettet und hatte keine Chance auf ein eigenes Einkommen. Der Vater von sechs Kindern verlor jegliche Hoffnung und rutschte in die Depression ab.

Doch im Herbst 2020 gab es endlich Grund zur Freude für Herrn Sultan! Im Zuge unseres neuen Projekts für vergessene Minenopfer in Afghanistan besuchte ein Team unseres Projektpartners FSD das Dorf Jamarj-e-bala. Nun wird Sayed Sultan dank unserer gemeinsamen Hilfe eine neue Prothese, langfristige Rehabilitation und psychologische Betreuung sowie anschließend eine nachhaltige Starthilfe für ein eigenes Einkommen erhalten!
Trotz heftigem Winterwetter startete das Team bereits im April mit der Arbeit vor Ort. So können Sayed Sultan und drei weitere Minenopfer bereits seit Mitte Juni in Faizabad sein, wo sie neue, gut angepasste Prothesen, Rehabilitation und psychosoziale Hilfe erhalten. FSD sorgte für den Transport und eine Wohnmöglichkeit für 3–4 Wochen. Neben der Sicherstellung einer regelmäßigen medizinischen Betreuung hilft das FSD-Team den Betroffenen, Anträge auf staatliche Unterstützung zu stellen.
Zurück in ihren Heimatdörfern wird es dann darum gehen, den Minenopfern bei einer nachhaltigen Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Situation zu helfen. Diese Hilfe verlangt sehr viel Fingerspitzengefühl, denn um eine geeignete Erwerbsquelle vorschlagen zu können, müssen neben den Betroffenen selbst auch der lokale Gemeindeleiter, Ärzte und ihre eigenen Familien einbezogen werden. Abhängig von den Möglichkeiten im Dorf und dem Bedarf der Gemeinschaft kann es sich dabei um eine kleine Hühnerfarm, eine Obst- oder Gemüsegärtnerei oder einen kleinen Kurzwarenkiosk handeln. Auch das Erlernen von handwerklichen Fähigkeiten wie nähen, Teppich knüpfen, schweißen oder tischlern kommt in Frage. Eine Startfinanzierung für die Anschaffung von z. B. Werkzeugen, Materialien oder auch Bewässerungsanlagen werden wir ebenfalls bereitstellen.

Vorbild dafür ist die gelungene Unterstützung von Minenopfer Rahmi Ali. Seine kleine Imkerei, 2019 von GGL finanziert, ist eine Erfolgsgeschichte! Wie erhofft ermöglicht sie dem Familienvater, seine Kinder gut ernähren und in die Schule schicken zu können. Das soll auch für Sayed Sultan und die anderen Minenopfer Realität werden!
In Zukunft sollen jedes Monat 6–10 Minenopfer dieses Programm durchlaufen und so mit ihrer Familie die Chance auf eine entscheidende Verbesserung ihrer Lebenssituation erhalten. Unser Ziel ist es, mit einem finanziellen Anteil von 20.000 € mindestens 15 bis 20 Minenopfern unter die Arme zu greifen. Wir bitten Sie: Begleiten Sie uns bei dieser ehrenvollen Arbeit mit einer großzügigen Spende.