Ein 12-jähriges Minenopfer erzählt
Der 12-jährige Oleksii wohnt in Vozdvyhanka, einem kleinen Dorf in der Nähe von Donezk. Der Krieg hat sein junges Leben für immer verändert und ein unauslöschliches Zeichen hinterlassen. Vor zwei Jahren hob Oleksii beim Spielen einen unbekannten Gegenstand auf: „Es war ziemlich klein, hatte unten kleine Löcher und oben einen Griff aus Draht,“ erzählt er.
Der Gegenstand – vermutlich ein Minenzünder – explodierte sofort in seiner Hand. Der Bub verlor das Bewusstsein und wachte erst im Krankenhaus wieder auf. Oleksii hatte schreckliche Schmerzen. Seine Verletzungen waren so schwer, dass die Ärzte drei Finger seiner rechten Hand nicht mehr retten konnten.Dabei hatte er Glück im Unglück, denn seine Augen blieben unversehrt.
Oleksii hat am eigenem Leib erfahren wie gefährlich Munition, Blindgänger, Minen und Zünder sind. Nach seinem Unfall ärgerte es ihn, dass seine Freunde noch immer mit gefundenen Geschoßen spielten. Hatten sie nichts aus seinem Unglück gelernt? Erst als ein Expertenteam zur Minenrisiko-Aufklärung in sein Dorf kam, haben auch sie verstanden: Der viel zu hohe Einsatz beim Spielen mit Explosivstoffen ist ihre eigene Unversehrtheit oder gar ihr Leben!
Mit Minenrisiko-Aufklärung gegen die lauernde Gefahr
Nach wie vor wird in Teilen der Ostukraine gekämpft. Doch seit einiger Zeit ist die Sicherheitslage an vielen Orten gut genug, um Maßnahmen gegen Unfälle mit Explosivstoffen zu treffen. Noch lange werden die Menschen auf die Entminung warten müssen. Die Minenrisiko-Aufklärung wirkt hingegen unmittelbar und senkt die Unfallzahlen deutlich.
Die Aufklärungsarbeit wird von unserem Projektpartner FSD durchgeführt und von GGL teilfinanziert. In enger Zusammenarbeit mit lokalen Behörden arbeiten die mobilen Expertenteams in den betroffenen Gebieten rund um Donezk und Luhansk.
Hauptanliegen ist die Aufklärung von Kindern jeden Alters. Die Trainer fahren von Dorf zu Dorf und berichten den Kindern von den Gefahren in ihrer Umgebung. In spielerischer Form lehren sie die richtigen Verhaltensweisen. Beim Puppentheater für die Kleinsten erzählen sie, dass auch ein gefundenes Spielzeug eine Gefahr in sich tragen kann. Die Kinder lernen, dass sie deshalb keinen fremden Gegenstand angreifen dürfen. Gemeinsam wird ein Verhaltensmuster trainiert. So prägen sich die Kinder ein, dass das Berühren verboten ist. Mit Jugendlichen werden altersgerechte Seminare durchgeführt.
Minenrisiko-Aufklärung zeigt die richtigen Verhaltensweisen und schützt vor Verletzung und Tod. Kinder, die vor dem Krieg nur im Fernsehen mit Explosionen konfrontiert waren, müssen rasch den Unterschied zwischen Film und echtem Leben begreifen. Die Teams von FSD können bis zu 2.800 Personen pro Woche mit ihren Schulungen erreichen.