PROJEKTLAND UKRAINE

Projektdauer: seit 2017
Projektpartner: FSD

Am Rande Europas gelegen, von Minen verseucht

Unsere Arbeit seit dem Angriff Russlands im Februar 2022

Gemeinsam gegen Landminen verurteilt den beispiellose Angriff Russlands auf unseren europäischen Nachbarn auf das Schärfste. Die verheerenden Auswirkungen dieses brutal geführten Krieges machen uns zutiefst betroffen. Der nachgewiesene Einsatz von Antipersonenminen und Streubomben durch die russischen Streitkräfte muss sofort gestoppt werden. Gemeinsam gegen Landminen ruft die österreichische Regierung und die Regierungen aller 164 Mitgliedsstaaten des Minenverbotsvertrags und die 123 Mitgliedsstaaten des Übereinkommens über Streumunition dazu auf, Russland dafür nachdrücklich zu verurteilen.

Gemeinsam gegen Landminen finanzierte seit 2017 Minenrisiko-Aufklärung in der Ostukraine mit. Nach dem Angriff Russlands musste unser Projektpartner FSD diese Arbeit einstellen. Die Teammitglieder zogen sich mehr und mehr aus der Ostukraine zurück. Besonders prekär war die Lage in Mariupol, wo vor dem russischen Angriff der FSD-Hauptstützpunkt angesiedelt war. Wochenlang konnten einige Teammitglieder aufgrund mangelnder Netzwerkverbindung und fehlendem Strom kein Lebenszeichen von sich geben. Das Leben eines Teammitglieds ist zu beklagen: Artur Konovka starb bei den Bombardements der Stadt. Die anderen konnten glücklichweise eine der wenigen Chancen zur Flucht aus Mariupol nutzen. Auch der Stützpunkt in Sloviansk musste aufgegeben werden.

In den ersten Kriegsmonaten blieben die meisten ukrainischen Teammitglieder unseres Projektpartners FSD trotz der Gefahr für ihr eigenes Leben vor Ort. Kurzfristig wurde ein humanitäres Nothilfeprogramm etabliert. Unsere Teams errichteten unterirdische Schutzräume, versorgten Unterkünfte für Flüchtende mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln und deckten die Treibstoffkosten für Evakuierungskonvois. Aufklärungsteams führten Kampagnen in sozialen Netzwerken durch, um den von den Kriegshandlungen bedrohten Menschen nahezubringen, wie sie sich inmitten der Kämpfe am besten schützen können. Gemeinsam gegen Landminen finanzierte diese vielfältigen Hilfsleistungen mit.

Aktuelle Projektarbeit seit August 2022:

Auch in den jetzt wieder befriedeten Gebieten ist die Zivilbevölkerung durch Landminen, Streubomben und nicht explodierte Kampfmittel in großer Gefahr. Unsere Teams sind nun nordöstlich von Kiew im Gebiet um Tschernihiw im Einsatz. Durch unzählige Bombenangriffe und Kampfhandlungen liegen Städte und Dörfer in Trümmern, übersät von Minen und nicht explodierten Bomben. Unsere Teams führen nicht-technische Untersuchungen durch, um Gefahrenzonen aufzuspüren und zu markieren sowie ungefährliche Gebiete für die Bevölkerung freigeben zu können. Andere Teams sind in der Räumung von Minen und anderen Sprengfallen aktiv. Parallel dazu versuchen unsere Teammitglieder, möglichst viele Menschen durch Minenrisiko-Aufklärung über die Gefahren in ihrer Umgebung zu informieren. Rasch müssen vor allem Kinder und Jugendliche altersgerecht und niederschwellig erreicht und bezüglich der großen Gefahren in ihrem Lebensumfeld sensibilisiert werden.

Krieg in der Ostukraine bis zum Angriff Russlands im Februar 2022

Seit April 2014 litten die Menschen in der Ostukraine unter einem gewalttätigen bewaffneten Konflikt. Die Vereinten Nationen erhöhten erst Mitte Jänner 2022 ihre Schätzung zu Opfern in dem bis dahin knapp acht Jahren währenden Dauerkonflikt deutlich. Bis Ende 2021 seien laut der Beobachtermission der UN mehr als 14.200 Menschen getötet worden. Darunter sei der Tod von mindestens 3.400 Zivilist:innen zu beklagen.  30.000, davon mehr als 7.000 Zivilist:innen, wurden verletzt. Über 1,4 Millionen Zivilist:innen wurden intern vertrieben. Trotz Bemühungen der internationalen Gemeinschaft den Konflikt zu schlichten, gingen die Kämpfe immer weiter. Diverse Waffenstillstandsvereinbarungen wurden praktisch täglich gebrochen. So zählten allein im Zeitraum zwischen dem 20. April und 3. Mai 2020 die unabhängigen Beobachter der OSZE, der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, insgesamt 9.800 Verstöße gegen das in dieser Zeit geltende Waffenstillstandsabkommen, darunter 2.750 Explosionen.

An der sogenannten Kontaktlinie standen sich die Kontrahenten häufig auf kürzester Distanz gegenüber. Das Gebiet um die Kontaktlinie mit einer Länge von 450 Kilometern gehörte bereits nach fünf Jahren Krieg zu den am meisten durch Landminen kontaminierten Gebiete weltweit. 135 Dörfer direkt an oder in der Nähe der Kontaktlinie galten damals bereits als stark vermint. Es ist schwer vorauszusagen, wann die Räumung der explosiven Kriegsreste hier beginnen kann und wie lange diese dauern wird. In der Zwischenzeit ist es wichtig, Kinder und Erwachsene über die Gefahren von Landminen und unexplodierte Munition zu informieren und ihnen sicheres Verhalten in einem verminten Gebiet näherzubringen.

Minenrisiko-Aufklärung ist lebenswichtig

Auch dort, wo nicht mehr gekämpft wird, beeinträchtigten Landminen, explosive Kampfmittelrückstände und improvisierte Sprengsätze das Leben der Menschen. Für sie ist es lebenswichtig zu wissen, wie sie reagieren müssen, wenn sie explosive Überreste des Krieges finden – ob zu Hause, am Feld, am Schulgelände oder am Arbeitsplatz. Diese Handlungsweisen müssen speziell mit Kindern intensiv geübt werden. Das Projekt Minenrisiko-Aufklärung unseres Projektpartners FSD war als erster Teil eines längerfristigen Minenaktionsprogramms in der östlichen Ukraine geplant, das die Bedrohung durch explosive Kampfmittelreste für alle Bevölkerungsgruppen und Gemeinden reduzieren sollte. GGL finanziert dieses Projekt seit 2017 mit.

Auch für 2022 planten wir, gemeinsam mit unserem Partner FSD die Minenrisiko-Aufklärung in der Ostukraine weiterzuführen und eine viermonatige Kampagne als Teil dieses lebensrettenden Projekts komplett zu finanzieren. Unser Schwerpunkt hätte 2022 wieder auf der Aufklärung von Kindern und Jugendlichen vor den drohenden Gefahren durch Landminen und nicht explodierte Kampfmittel gelegen. Durch die massiven Kampfhandlungen in der Osturkaine kann die geplante Kampagne nicht umgesetzt werden. Die Projektmitarbeiter:inmen engagieren sich stattdessen in der humanitären Soforthilfe vor Ort.

Unsere bisherigen Erfolge für die Menschen in der Ukraine

  • 2017 starteten wir mit der Finanzierung einer Kampagne zur Minenrisiko-Aufklärung für Kindergarten- und Schulkinder in der Ostukraine. GGL übernahm auch die Kosten für Produktion und Aufstellung großer Schautafeln, die in den neu errichteten Gebäuden an zwei Übergängen der Kontaktlinie aufgestellt wurden.
  • 2018 führten wir das Projekt in der Ostukraine fort. Durch unsere gemeinsame Hilfe konnten mehr als 5.000 Kinder vor den Gefahren gewarnt werden.
  • 2019 erreichten wir gemeinsam mit unserem Projektpartner FSD in 519 ostukrainischen Schulungen in Bildungseinrichtungen 22.739 Kinder, Jugendliche und Erwachsene.
  • 2020 schenkten wir in der Ostukraine neben Sicherheit durch Aufklärung auch Bildung durch die Unterstützung von Schulen. Sie reicht von der Finanzierung warmer Mahlzeiten für bedürftige Kinder über den Kauf von Schulmaterialien wie Hefte und Schreibgeräte bis hin zur Anschaffung von z. B. Schultischen oder Nähmaschinen für den Handwerksunterricht und der Sanierung beschädigter Schulgebäude.
  • 2021 übernahmen wir die Finanzierung der Minenrisiko-Aufklärung in der Ostukraine für drei Monate. Unser Schwerpunkt lag auf der Warnung von Menschen, die aus Not Altmetall sammeln. Die Gefahr, dabei durch nichtexplodierte Kriegsmittelreste zu verunglücken, ist groß. Unsere Teams konnten 4.491 Personen auf Schrottplätzen und Müllhalden erreichen und so Minenunfälle verhindern.
  • Auch 2022 sollte unser Schwerpunkt wieder auf der Aufklärung von ostukrainischen Kindern und Jugendlichen vor den drohenden Gefahren durch Landminen und nicht explodierte Kampfmittel liegen. Durch den russischen Angriffskrieg kam es anders …

Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit in der Ukraine mit einer Spende

Mit unseren Projekten in der Ostukraine halfen wir seit 2017 mit, Minenunfälle zu verhindern. Denn nachweislich kann die Zahl der Unfälle durch Minenrisiko-Aufklärung deutlich gesenkt werden.

Nach dem Angriff Russlands mussten wir unsere Pläne für 2022 ändern. Wir helfen mit, die vielfältigen Hilfsaktionen unseres Partner FSD, die sich am Bedarf der vom Krieg betroffenen Menschen orientieren, zu finanzieren. Derzeit unterstützen wir die Minenrisiko-Aufklärung nordöstlich von Kiew und die Minenräumung in diesem Gebiet.

Mehr über unsere Projektarbeit in der Ukraine